Getreu dem Motto „Wenn nichts anderes geht, geht immer noch ein Verriss“, widme ich mich mal wieder dem aktuellen Kino. Diesmal aber ein B-Movie: Der letzte schöne Herbsttag. Um es gleich vorwegzunehmen: Wer ein wenig Empathiefähigkeit hat, der sollte sich diesen Film nicht antun! Es ist eine Qual einer kaputten Beziehung zuzusehen!
Der Film tritt an und versucht eine Beziehung aus den Augen seiner beiden Protagonisten zu beschreiben. Die Geschichte wird im Wesentlichen in Einzelaufnahmen der beiden Hauptdarsteller erzählt: Sie ist eine durchgeknallte, aufmerksamkeitssüchtige Protofrau, er ein emotionsblinder, auf Jungstätigkeiten fixierter Protomann – beide allerdings im bildungsbürgerlichen Münchner Milieu angesiedelt. Schon die erste echte Szene zeigt, wie wenig die beiden zusammenpassen, wie sehr man aneinander vorbeiredet. Das hätte ja schon als Totpunkt der Beziehung gelten können, dann aber quält der Film einen und zeigt den kompletten Abstieg bis zu diesem Punkt auch noch.
Das alles hätte ich auch verkraftet, wenn der Film denn die Gnade besessen hätte, kein Happy End zu haben. Die beiden finden doch tatsächlich, nachdem man all das gesehen hat, was sie wirklich kaputt macht, doch wieder zusammen und sind scheinbar „glücklich“. Er hat keine Gründe, nichts Positives vorzuweisen, warum er mit ihr wieder zusammensein will und stellt fest, dass es eigentlich nur Stress ist. Aber irgendein Gefühl treibt ihn zurück. (Gefühle sind ja oft die Allesbegründer.) Und natürlich sagt er dann auch genau das Richtige, genau das, was sie hören will, da er ja doch kein emotionaler Idiot ist. Ach wie schön!
Bis zu diesem Moment war auch „Der letzte schöne Herbsttag“ eigentlich ganz gut, da er die Zerstörung einer Beziehung recht gut gezeigt hat und in dieser Dramatik den Zuschauer genauso kaputt gemacht hat – zumindest mich. Es tat mir sehr weh, diese Personen, die offensichtlich seit der ersten Szene nicht zueinander passen, sich aneinander klammern und sich gegenseitig zerstören zu sehen. Ich wäre befreit aus dem Kino gegangen, wenn sie sich endlich getrennt hätten. Aber so? Der Film feiert am Ende ein pathologisch-pathetisches Wiederzusammenfinden der Protagonisten, das jeden Therapeuten jauchzend aus seinem Sessel aufspringen ließe. Kurz habe ich überlegt, ob das alles vielleicht didaktisch gemeint sein könnte, nach dem Motto: „Ich hoffe, ihr leidet, wenn ihr das seht, und besinnt euch auf bessere Beziehungen oder trennt euch, bevor es soweit kommt!“ Aber das scheint nicht intendiert zu sein. Die Kritiker bejubeln den Film erschreckenderweise „als erfrischende Alltagskomödie mit den besten deutschen Beziehungsdialogen“. Unglaublich! Ist eine solche Pathologie wirklich deutsche Beziehungswirklichkeit? Bin ich denn zu idealistisch, wenn ich auf anderes hoffe?
Kann sich denn kein Film mal eine ordentliche Trennung leisten? Das wäre doch mal was, einfach nur die Protagonisten einer gescheiterten Beziehung zu zeigen und wie sie mit diesem Ende umgehen. Und nicht nur den billigen Ausweg, das einer stirbt oder krank wird, und wie der andere dann damit umgeht. Vielleicht ist es sogar schon zu billig, einen Dritten mit hinein zu bringen. Das Ende einer Beziehung, einer einzigen (!), mit allen Voraussetzungen, mit allen schönen Momenten, mit allen kritischen Momenten. Wer wie was wahrgenommen hat, wer welche Wünsche hatte, wann und wie man sich auseinanderentwickelt hat. Die kleinen Betrügereien, wie man sich selbst belügt, wie man sich rational vormacht, dass es doch alles noch geht, während man emotional schon weg strebt. Allein dieser tiefe Zwiespalt wäre einen ganzen Film wert: All die Entscheidungen, die man für die Ewigkeit trifft, und die dann doch nur für einen Tag gelten, all der Glaube an irgendwelche Verbesserungen, der immer wieder neu aufkeimt, all das Zurückfallen auf die alten zerstörerischen Positionen, das mühsame Vorantasten im Alltag, nachdem wieder einmal alles zu Bruch gegangen war und man doch an der Beziehung festgehalten hat. Und dann vielleicht die letzte finale Entscheidung, und wie man danach damit zu leben versucht. All das wäre doch mal einen Film wert.
Dazu habe ich drei Sachen zu sagen:
1. Glaub doch den Filmemachern und -kritikern nicht alles. (Zweiter Absatz)
2. Filmemacher denken: das Scheißleben lebt doch jeder schon, das will sich doch keiner extra noch ansehen. (Gesamt)
und 3. Das willst Du als Film? Das gibts doch noch nichtmal als Buch. (Letzter Absatz)
Nichtmal als Buch gibt es das? Ich hatte ja noch die Hoffnung, dass hier irgendjemand mal einen kleinen Filmtipp gibt und ich einfach nur schlecht informiert bin.
„Das perfekte Paar“ fällt mir dazu ein. Wird mit Sicherheit nicht deinen Ansprüchen gerecht, war aber (dennoch) bisher einer der „realistischsten Liebesfilme“, die ich gesehen habe. *grübel* – ja, ansonsten kommt mir spontan keiner in den Sinn.
geht das hier mal weiter? jetzt ist bald der letzte schöne frühlingstag im anbruch
zum letztem absatz: the break up? forgetting sarah marshall? weiß die enden zwar nicht mehr, aber meine sie in erinnerung behalten zu haben, weil es keine versöhnung gibt. und: forgetting sarah marshall ist sogar gut ; )
[…] Szenen, ohne, dass man auch nur ansatzweise irgendwas sieht). Wenn ich in diesem Blog einmal gefordert habe, dass man doch endlich auch mal scheiternde Beziehungen zeigen sollte, dann habe ich dies hier nun […]