Der erste und einfachste Weg Enthusiasmus und Freude zu pulverisieren: Sagen “Gab’s schon.” Menschen, die so etwas machen, haben zumeist all ihr Wissen und ihre Ideen nur aus Büchern. Den eigenen Gedanken kennen sie nicht. Als Ersatz dafür eignen sie sich die Gedanken anderer an und erleben Grandiosität, wenn sie andere durch “Gibt’s-schon-Gesage” hinabzuziehen versuchen. Diese Menschen finden sich unter den Deutschen zuhauf, deshalb brauchen wir auch Kampagnen wie die “Du-Bist-Deutschland-Kampagne”, bei der auch wie immer Leute kamen und im schlimmsten Sinne meinten: “Gab’s schon.” Ein Teufelskreis.
Eine Szene, die mich in letzter Zeit sehr beeindruckt hat: Salieri, Mozarts Kontrahent, wird am Ende im Irrenhaus weggeschoben und spricht seinen letzten Monolog, nachdem er eindrucksvoll erzählt hatte, wie er Mozart in den Tod getrieben hatte. Er gipfelt in dem Satz “I am the champion of mediocrity, I am here for all of you mediocre people.”
Ja, diese Menschen sind in Tat ?u?erst ekelig in ihrer zerst?rerischen Eitelkeit. So teilt man nicht den Genu? des Erz?hlers in Flauberts Mme Bovary mit dem er das neue Zeitalter der Aufkl?rung dekonstruiert. Auch Lord Henry in Wildes Picture of Dorian Gray ist so ein Unperson der sarkastischen Allwissenheit.
K?nnen diese b?swilligen Menschen nicht einmal aus Taktgef?hl verschweigen, wenn etwas f?r sie nicht neu ist?
tja, liebe kinder, gab?s schon ist der Fluch der Sp?tgeborenen, findet Euch damit ab, da? nicht alles neu geboren wurde, als ihr geboren wurdet.
Mir geht es nicht darum, alles neu zu erfinden. Ich denke vielmehr, dass man immer wieder an dieselben Grenzen st??t, insofern k?nnten die Gabsschon-Sager zeigen, wie andere mit diesen Grenzen umgegangen sind. Das ist interessant und wichtig. Allerdings kann es die eigene Auseinandersetzung mit diesen Erfahrungen nicht ersetzen und gerade das vermute ich bei den Gabsschonern. Sie glauben nicht nur daran, fr?here Antworten einfach ?bernehmen zu k?nnen, sondern auch jetzige Antworten damit diskreditieren zu k?nnen. Sie suggerieren im zynischen Ton, dass bestimmte Fragestellungen, bestimmte Erfahrungen, nur weil es sie schon einmal gab, ?berfl?ssig sind.
sehe ich nicht so.
Gab?s schon ist rein deskriptiv, nicht normativ. So w?rde ich es zumindest verstehen. Dann ist Gab?s schon auch eine Orientierungshilfe und kein Kreativit?tsunterdr?ckungsinstrument.
Genau.