Wahrscheinlich gibt es eine besondere Affinität von Humorlosigkeit und Leserbrief-Schreibwut. Vielleicht sollte man die meisten Leserbriefe mal einem Psychologen vorlegen. Zu dem unten stehenden Artikel habe ich diesen Leserbrief erhalten. Einige Auszüge:
“Ich nehme doch ganz stark an, dass die Aussagen des Artikels wissenschaftlich fundiert sind, da ja der Konjunktiv und die Modalverben fehlen. Also nehme ich den Artikel für bare Münze, denn Satire oder Ironie kann ich in diesem auch nicht erkennen. Ich fand meine Persönlichkeit und trotz dem vernichtenden Urteil begehe ich keinen Suizid [… es folgt eine Selbstanalyse …] Auch mein Arbeitszimmer liegt am weitesten vom Schlafzimmer entfernt, daher bin ich ein “ernster” Mensch und mein Lebensraum wirkt “unnahbar” und “unpersönlich”. Wieso eigentlich? Wo sind eigentlich die Prämissen, die einen solchen Schluss zulassen? Quellenangabe? [… weiter in der Selbstanalyse – Vorsicht…] Ich habe ein Simpsons-Poster, weil es mich an meinen toten Bruder erinnert. […] Hast du eigentlich schonmal darüber nachgedacht, dass es eine größere Bedeutung hat, ob man ein Rollo oder Gardine oder gar nichts vor dem Fenster hat? Nein. Wäre eine Recherche wert? [… dafür war leider kein Platz mehr … ] Was sollen wir Studenten eigentlich aus diesem misanthropischen, pseudowissenschaftlichen Pamphlet lernen? Es reicht noch nicht einmal zum Entertainment. Dieser Artikel ist einfach nur schlecht und es wundert mich auch nicht, dass die FSU keine Elite-Uni geworden ist, wenn DAS studentisches, hermeneutisches Arbeiten repräsentiert. Dieser Artikel befindet sich auf dem Niveau von Jahrmarkts-Psychologie und Kaffeesatz-Lesen.”
Neon hat ihn scheinbar zurecht abgelehnt.
Mit Deinem Artikel hast Du offenbar in offenen Wunden herumgestochert. Ich beneide Dich um die grosse (zum gr??ten Teil sogar positive) Resonanz auf Dein Geschriebenes.
Wusste gar nicht, dass man Satire an Modalverben erkennt.
Ansonsten stimme ich theodors Offener-Wunden-Theorie zu.