An dem im nächsten Eintrag folgenden Zitat kann man sehr schön auch die Humorhalbwertzeit erkennen. Das Zitat stammt aus dem Jahr 2002 und das Pfälzer Gesäß spielt logischerweise auf Helmut Kohl an. Diese Anspielung wird in zehn Jahren niemand mehr verstehen. Ähnlich wie zum Beispiel die jetzige Jugend folgenden handyfeindlichen Witz nicht mehr versteht: “Was ist der Unterschied zwischen einem OB und einem Handy? Handys sind schnurlos und nur für Arschlöcher.” Die darin ausgedrückte Haltung gegenüber Handys währte vielleicht maximal zwei Jahre.
Die Frage ist natürlich: Gibt es denn überhaupt Humor, der jenseits unseres alltäglich geteilten Wissens liegt? War der tödliche Witz bei Monty Python auch nur in diesem einen Moment wirksam?
In einem Buch über Witzkultur und Pointenentwicklung, das ich zufälligerweise bei Ebay gefunden hatte, weil ich meinen (Vor)-Namen geebayt hatte, kommt der Autor zu folgender schöner Schlussfolgerung: “Denn Pointen, diese flüchtigen Gedankenblitze, entziehen sich den Bedingungen des wissenschaftlichen Labors – das ist die überhistorische Pointe der Pointe.”
Wenn man aber die Witze von damals und heute vergleicht, bekommt man leicht das Gefühl, dass wir heute hintergründigere Pointen nutzen. Beispiel: “Wissen sie liebe Schwiegermutter, was der Unterschied zwischen einem Knödel und uns zwei ist? Der Knödel raucht, wenn er heiß wird und sie werden heiß, wenn ich rauche.” (1858) Hier geht es um Anstand und um Knigges Benimmregeln. Wahrscheinlich waren die Pointen damals aber ähnlich hintergründig, nur dass wir sie heute in unserer langen Humorevolution bereits überschritten und mitgenommen haben.