Früher dachte ich immer, dass Verknöcherung eine Sache des Alters sei. Wenn man jung ist, kann man sich immer noch einfach mal zusammensetzen und über Probleme offen sprechen. Das war ein Fehlschluss. Schon an der Uni kann es so gravierende Einstellungsdifferenzen geben, dass sie argumentativ nicht mehr zu überbrücken sind. Das gilt nicht nur für das – notwendigerweise mißverstehende – Treffen eines Vollblut-Juristen mit einem Sandalen-Soziologen.
Gestern beispielsweise traf ich wieder auf einen Juso, der mental so verhärtet ist, dass er falls seine Argumente nicht mehr greifen würden, wohl einfach schweigen oder weggehen würde, oder aber seine Argumente auch ins Lächerliche verzerren würde, nur um Recht zu behalten. Eine festgefügte Weltsicht gibt die nötige Sicherheit in der aktuellen Unsicherheitsphase, vielleicht strahlt das Politische ja auch auf das Private ab. Er glaubt haargenau das, was er sagt – da gibt es keinen Spalt für Zweifel, keine “Schwachstelle” in die ein noch so gutes Argument eindringen könnte.
Humboldt sagte einmal: “Am schlimmsten ist die Weltanschuung derer, die Welt nie angeschaut haben.” Das heißt nicht, dass ich die Welt anschaue und besser sei. Ich bin mir aber dieses Makels bewusst.
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