Die Lösung für das elendige Relativismusproblem ist die Fesseltheorie. Immer wenn ich beispielsweise all die Drusen anschaue, die Germanistik studieren, fürchte ich den Relativismus: Vielleicht sind sie doch interessant, wenn man doch nur näher und länger hinschauen würde.
An diesen Gedanken schließt die Fesseltheorie an. Immer wenn ein überflüssiges Quentchen Relativismus in die Wahrnehmung tropft, sollte man sich folgende (an Orwells “1984″ angelehnte) Situation vorstellen: Man sitzt an einen Stuhl gefesselt in einem leeren Raum, die Augen sind starr geradeaus gerichtet. Zur Tür kommt in regelmäßigem Abstand der ursprünglich mit freundlichem Relativismus betrachtete Anlass herein und fragt, ob man das trotz der Vorurteile Vermutete jetzt schon sehen könne. Beispielsweise kommt also die Germanisten-Druse zu jeder vollen Stunde herein und fragt: “Na findest du mich jetzt schon interessant? – Nein? (Sie lacht schallend.) Na dann warten wir mal ab.” Sie geht voller Vorfreude auf ihren nächsten Auftritt.
Die Frage also, die man sich bei all diesen relativistischen Auswüchsen stellen sollte: Wie lange würde man wohl gefesselt bleiben müssen, um eine germanistische Druse interessant oder sogar schön zu finden, oder um ein Möbiusband lustig zu finden? Je länger das dauern würde, desto skurriler wird die Situation und desto leichter kann man den Bann des Relativismus lösen.
sag mal.. das ist jetzt der zweite eintrag in zwei Tagen, der irgendwie hm ist.
Ich mache jetzt mal ein zweites Fenster auf, um das ein bi?chen zu beschreiben:
1. Unbeantwortbare Fragen: was ich mich bei der Geschichte frage, ist: wieso genau hat die Freundin (eine ?brigens auch immer lustige Bezeichnung) „unbewu?t die Wahrheit herausgestammelt“? Daf?r habe ich keinen Hinweis in dem Eintrag gefunden. Abgefahren – das gebe ich zu – ist ihre Vermittlung einer vermittlungsunf?higen Person. Aber das die nun schon seitengesprungen sein soll, ist doch wohl reine Spekulation. Da? „die Freundin“ es nicht sagen kann, zeugt meiner Meinung eher von Unwissen als von Skandalvermeidung. Heute – in dieser postmodernen, relativistischen Zeit – kann man doch alles sagen, da gibt es doch keinen Skandal mehr. Da gilt sowas doch mittlerweise als Herrschaftswissen.
2. die Fesseltheorie: ein sch?nes Bild aus „1984“, worauf sich zu beziehen wohl derzeit en vogue ist. Aber: was genau ist denn erstmal das „elendige Relativismusproblem“? Da? alles relativ ist, macht das Leben doch spielerisch, spannend und abenteuerlich, und Du als junger Mensch mu?t das doch faszinierend finden. Da? die Germanistik-„Drusen“ vielleicht doch interessant sein k?nnten, ist doch origin?r kein Relativit?tsproblem, sondern mangelndes Vertrauen zur eigenen Urteilsbildung.
Und was bitte kennzeichnet ein „?berfl?ssiges Quentchen Relativismus in der Wahrnehmung“? Mir kommt das alles sehr starr vor. Bestimmt hast Du es nur konstruiert, um das sch?ne Orwell-Bild bringen zu k?nnen.
Trotzdem finde ich Christians Satz: Vieles ist m?glich. sch?ner.
Bei der unbeantworteten Frage liegst du falsch. Die Aussage war eindeutig.
Bei der Fesseltheorie hast du schon Recht. Ich habe da verschiedene Dinge gemixt, bei denen mir am Ende das Ziel selbst nicht mehr klar war: Eine alte Idee (bezogen auf etwas anderes), der Wunsch Jojo eins auszuwischen und ein Gef?hl in einer Vorlesung.
Zum Relativismus-Problem: Es ist das Wissen, dass das eigene Urteil nicht stimmen muss. Es ist aber nicht mangelndes Vertrauen in die eigene Urteilskraft, sondern die Ahnung, dass man eigentlich keinen Menschen beurteilen kann. Hinter diese Ahnung muss man aber erst wieder zur?ck.
Aber zugegebenerma?en bewege ich mich hier auf verworrenem Terrain.