Die Lösung für das elendige Relativismusproblem ist die Fesseltheorie. Immer wenn ich beispielsweise all die Drusen anschaue, die Germanistik studieren, fürchte ich den Relativismus: Vielleicht sind sie doch interessant, wenn man doch nur näher und länger hinschauen würde.
An diesen Gedanken schließt die Fesseltheorie an. Immer wenn ein überflüssiges Quentchen Relativismus in die Wahrnehmung tropft, sollte man sich folgende (an Orwells “1984″ angelehnte) Situation vorstellen: Man sitzt an einen Stuhl gefesselt in einem leeren Raum, die Augen sind starr geradeaus gerichtet. Zur Tür kommt in regelmäßigem Abstand der ursprünglich mit freundlichem Relativismus betrachtete Anlass herein und fragt, ob man das trotz der Vorurteile Vermutete jetzt schon sehen könne. Beispielsweise kommt also die Germanisten-Druse zu jeder vollen Stunde herein und fragt: “Na findest du mich jetzt schon interessant? – Nein? (Sie lacht schallend.) Na dann warten wir mal ab.” Sie geht voller Vorfreude auf ihren nächsten Auftritt.
Die Frage also, die man sich bei all diesen relativistischen Auswüchsen stellen sollte: Wie lange würde man wohl gefesselt bleiben müssen, um eine germanistische Druse interessant oder sogar schön zu finden, oder um ein Möbiusband lustig zu finden? Je länger das dauern würde, desto skurriler wird die Situation und desto leichter kann man den Bann des Relativismus lösen.