Es gibt Anblicke, die sich merkwürdig einprägen. Auf dem Weg zur Fusion, eine Baustelle hinter Weißenfels. Plötzlich sehe ich im Rückspiegel etwas von meinem Auto wegfliegen. Der LKW hinter mir macht eine Vollbremsung und kann gerade so auf den Seitenstreifen ausweichen. Einen Moment lang überlege, was das denn war: Bin ich wirklich darüber gefahren, ohne es zu merken? War es ein Teil meines Autos? Oder aus dem Kofferraum? Ungläubig halte ich auf dem Seitenstreifen, eine merkwürdige Vermutung hat mich beschlichen: Der Auspuff. Und tatsächlich: Da wo der Auspuff war, ist nur noch ein Rohrrest zu sehen. Derweil hat sich auf der Autobahn das Tempo verlangsamt, weil alle an dem Auspuff in weitem Bogen vorbeifahren müssen. Glücklicherweise hielten wir genau an einer Notruf-Säule, so konnte ich endlich dem Wunsch nachgehen und sie ausprobieren. Ich wollte lediglich wissen, was ich tun soll: Auf die befahrene Autobahn gehen und den Auspuff entfernen oder abwarten. Der Mann am Telefon empfahl mir zweiteres, da er die Polizei auch schon benachrichtigt habe. Versuchen wollte ich es trotzdem.
Als ich an der Stelle angelangt war, hielten auch prompt die Fahrzeuge auf beiden Spuren an, so dass ich den heißen Auspuff entfernen konnte. Er war innen so durchgerostet, dass er nur noch aus einem einzigen großen Hohlraum bestand und beständig Rost aus ihm regnete. Ich meldete mich noch einmal ordnunggemäß beim Notruf-Mann, der wiederum mit der Polizei sprach, die schon unterwegs sei, aber auch nicht wolle, dass wir in der Baustelle stehenblieben. Wozu aber war dann noch ein Wagen unterwegs, wenn weder Verursacher noch Problem anwesend waren? Ansonsten fügte sich alles wunderbar zusammen: Bei der nächsten Ausfahrt war ein ADAC-Stützpunkt. Mit einem schelmischen Grinsen blickt der ADAC-Mann mich an, nachdem er den Schaden (”uneinbaubar, muss neu”) diagnostiziert hatte und sagt: “Sie sind bestimmt ADAC-Mitglied.” Ich nicke voll neu geweckter Hoffnung auf eine kostenfreie Reparatur. Er setzt zur Pointe an: “Das nützt ihnen nichts. Das ist eine Extra-Leistung.”
Letztendlich bleibt das Wissen, dass man einen Auspuff bei Pitstop in 15 Minuten für 120 Euro wechseln kann und dass alles, was urplötzlich im Rückspiegel auftaucht und vorher nicht da war, immer vom eigenen Auto stammt. Und dass ein Auspuff schön effektvoll auf die Straße rumpelt.
[…] habe. Es geht um das Fusion-Festival. Vor fünf Jahren schrieb ich sogar drei Einträge darüber: Über die Anfahrt mit abfallendem Auspuff, über den damals neuen eher linken Begriff Schland und über allgemeine Erfahrungen (Dixies, […]