Es gibt Menschen, die haben ein Leidens-Abo. Ihnen wird regelmäßig Leiden durch das Leben gebracht. Manche haben es nur situativ: Wenn sich die Konstellation der Personen ändert, bestellen sie es nach und nach ab. Manche Menschen behalten das Abo ihr Leben lang, vielleicht weil ihre Eltern es sehr früh gelöst haben, vielleicht weil sie sich irgendwann insgeheim darauf sogar freuen, vielleicht weil es doch ihr zu ihrem Lebenskonzept geworden ist.
Max Frisch beschrieb dies bereits sehr schön in der Geschichte des Mannes, der sich ein Ich als Pechvogel aufgebaut hatte und dann im Lotto gewann. Glücklicherweise verlor er dann den Spielschein: “Ein anderes Ich, das ist kostspieliger als der Verlust einer vollen Brieftasche, versteht sich, er müsste die ganze Geschichte seines Lebens aufgeben, alle Vorkommnisse noch einmal erleben, und zwar anders, da sie nicht mehr zu seinem Ich passen.”
Aber ich glaube dennoch, dass man dieses Leidensabo, wenn nicht kündigen, so doch von wöchentlich auf monatlich oder gar jährlich umstellen kann. Wenn ein jahrelanger Abonnent kündigt, dann wird das in seiner eigenen Erzählung zu einer Erkenntnis-, zu einer Erweckungsgeschichte: Er kann sein neues Ich geradezu auf der Düsternis der damaligen Leiden aufbauen, es als Gegensatz dazu im neuen Licht konstruieren. Das wirkt allerdings oft nur so aufgesetzt wie ein Verkäuferlächeln, das erst erscheint, wenn der Kunde den Laden betritt, und es wird in stillen Momenten auch in sich zusammenfallen, weil ihm der andere Pol fehlt – man kann sich nicht selbst ein Freuden-Abo verschreiben.
Am besten wäre wohl eher ein Misch-Abonnement: Das annehmen, was gerade geliefert wird.
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