Es gibt Momente, für die lohnt es sich einfach zu leben. Großartig sind für mich beispielsweise immer Momente der Schwerelosigkeit gewesen. Solche hatte ich immer mal wieder an einer wunderschönen Badestelle an der Saale. Dort gibt es ein Seil, an dem man sich ins Wasser schwingen kann. Der Moment, wenn das Seil gerade seinen höchsten Punkt über dem Wasser erreicht und man dann loslässt und in der Luft steht, bevor man hinabfällt – wundervoll. Oder auf der anderen Seite steht ein Baum, von dem man aus mehr als sechs Metern (wir haben es nachgemessen) hinabspringen kann. Dort ist es nicht der freie Fall, sondern das Gefühl, wenn man ins Wasser eintaucht nach diesem Wagnis des Sprungs und umgeben ist von sicherem Wasser und weiß, jetzt kann man wieder auftauchen, alles ist gut gegangen.
Solche Situationen kannte ich bereits. Doch heute habe ich eine neue kennengelernt. Es ist der Moment, in dem man einen Witz erkennt, in dem die ganze Dimension eines Witzes bewusst wird. Ich hatte lange über einen Gaddafi-Witz gegrübelt, fast schon eine Seite mit halbgaren Ansätzen vollgeschrieben, als sich plötzlich der Witz offenbarte. Das Großartigste an Witzen ist für mich, wenn sie es schaffen, die Bigotterie der Gegenwart zu karikieren, wenn sie eine Sache punktgenau treffen. Und natürlich sollten sie dies auf eine maliziöse Weise machen, sich also von hinten anschleichen und den Leser dann überwältigen. Als mir die Pointe einfiel, bekam ich das Grinsen nicht mehr aus meinem Gesicht – am liebsten hätte ich laut losgeprustet und ein wildes „Muahahahaha“ losgelassen. Die Verrückheit war nicht fern, das merkte ich. Aber es war einfach nur grandios, weil es so schön bösartig, aber auch treffend war. Und das schönste: Anderen Lesern ging es auch so! Der Witz ist von Null auf Eins in die Titanic-Empfehlungen geschnellt (wenn jemand nachschauen will). Ein schönes, wenn auch verfrühtes, selbst gemachtes Geburtstagsgeschenk!
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