Warum glauben Menschen eigentlich an Horoskope? In einem Artikel habe ich vor einiger Zeit eine unglaublich einleuchtende Erklärung gefunden: Sie sind ein Mittel, um sich und andere zu verstehen. Statt dass man sagt: „Du bist so süchtig nach Aufmerksamkeit!“ sagt man „Ach, du bist ein Löwe und willst deshalb immer im Rampenlicht stehen!“. Schon ist der gleiche Sachverhalt schön verpackt und die Differenz für andere leichter annehmbar.
Das gilt natürlich grundsätzlich für alle Typologien, seien es die vier Persönlichkeitstypen von Riemann, die neun Enneagramm-Typen oder die 16 Persönlichkeiten. All diese Typologien bieten eine freundliche Art der Erklärung dafür an, dass es möglicherweise wirklich Unterschiede zwischen den Menschen gibt. Und da auch ich manchmal diesen Eindruck habe, habe ich irgendwann meine eigene Typologie entwickelt. Ich nenne sie die Satzzeichen-Typologie und sie ist recht einfach zu verstehen: Jedem Satzzeichen entspricht ein Menschentyp!
- Es gibt da als erstes natürlich den Ausrufezeichen-Typen. Diese Menschen müssen immer alles betonen. Ihr Leben ist ein stetiges „Schaut her! Seht auf mich! Was ich sage, ist so wichtig!!!“
- Im Gegensatz dazu stehen die Fragezeichen-Typen. Sie sind sich nicht sicher, bei dem was sie sagen und was sie sind. Hinter ihren Aussagen und ihrem Wesen steht immer auch ein: „Kann man das so sagen? Es könnte eigentlich auch anders sein…“
- Der dritte Haupttypus ist der Punkt-Mensch. Was ein Punkt-Mensch sagt, ist einfach so. Punkt. Es stimmt einfach für diesen Menschen und es gibt keinen Spalt des Zweifels wie beim Fragenzeichen-Typen und keinerlei Aufmerksamkeitsbedürfnis wie beim Ausrufezeichen-Typen.
- Des weiteren gibt es mit einiger Sicherheit noch Komma-Menschen: Dieser Menschentypus ist ausufernd und schwer zu begrenzen. Seine Sätze und sein Wesen enden nicht, sondern breiten sich immer weiter aus.
- Im Gegensatz dazu steht letzten Endes der Punkt-Punkt-Punkt-Typ, dessen Sätze in einer mysteriösen und oftmals bedeutungsschwangeren Pause enden, so dass sich die anderen fragen müssen: „Was meint er denn damit? Steckt da noch mehr dahinter? Sollte ich nachfragen? Ach, lieber nicht…“
Nun werden sich natürlich viele Fragen: Welcher Typ bin ich denn? Einen ersten Überblick über die verschiedenen Typen kann ich hier anhand einer imaginierten Parisreise geben: Wie würden Sie am ehesten von einer Reise nach Paris berichten?
- „Ich war in Paris!!!“
- „Hatte ich eigentlich davon erzählt, dass ich in Paris war?“
- „Ich war in Paris.“
- „Ich war in Paris, da gab es einen Maler auf einer Brücke, er gab den Menschen kostenlos Portraits, etc.“
- „Ich war in Paris…“
Es stellen sich nun bestimmt aber noch weitere Fragen. Beispielsweise: Gibt es diesen Test auch als kostenpflichtige Version, die mir wirklich sagen kann, wie mein weiteres Leben verlaufen wird? Gibt es Mischtypen? Oder: Wie finde ich heraus, was mein Satzzeichen-Aszendent ist? Ist das auch so extrem festgelegt wie die Horoskope oder kann ich auch zu einem anderen Zeichen-Typen werden? Gibt es da auch kostenpflichtige Coachings? Kann man wirklich daraus, wie Menschen sprechen, schlussfolgern, wer sie sind? Gibt es in Sprachen, die andere Satzzeichen haben, auch andere Typen?
All diese Fragen kann ich hier leider nicht mehr beantworten. Das müssen geschäftstüchtigere Menschen als ich machen. Ich konnte hier nur einen ersten Aufriss dieser wunderbar einleuchtenden Theorie geben und würde mich freuen, in ein paar Jahren auf Parties mal folgenden Satz zu hören: „Oh, man der war ein ganz schön schlimmer Komma-Typ! Ich bin den echt nicht losgeworden.“
Bild: AdobeStock/rogistok
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