Mein Mitbewohner hat mir eine tolle Episode aus seinem Leben erzählt. Da sie so abstrus ist, will ich sie hier kurz schildern.
Es begann alles schon vor Weihnachten. Er und ein paar Freunde wollten in der Mensa Ente essen. Sie standen schon in der Schlange für die Ente. Doch kurz bevor sie an der Reihe waren, war die Ente alle. Als Ersatz für die Enttäuschten bot man Cordon Bleu an. Damit nahmen sie vorlieb, ohne zu ahnen, dass dies innen noch roh war. Voller Ekel brachten sie es zurück. Aus einer Laune heraus schrieb einer einen netten Beschwerdebrief an die Mensa. Tenor: Frohe Weihnachten erstmal – wir hatten uns so gefreut – dann war es alle – und dann das rohe Cordon bleu. Prompt kam eine Antwort und sie wurden zu einem Gespräch gebeten. Der Mensa-Chef erklärte ihnen persönlich, wie es dazu kommen konnte, entschuldigte sich und gab ihnen Essensgutscheine.
Gestern wollten die drei Betroffenen ihre Gutscheine einlösen. Zwar gab es keine Ente, dafür aber Hirsch in Rotweinsoße. Dummerweise hatten sie sich zwar verabredet, aber die Freunde meines Mitbewohners hatten am Tag davor zu lange gefeiert, so dass sie nicht erschienen. Er wollte also seinen Gutschein alleine einlösen. Als er ankam die erste Überraschung: Auf anderen Tellern sah er, dass es doch Ente gegeben hatte, diese aber schon wieder alle war. Resignierend nahm er seinen Gutschein und wollte schon irgendwas anderes nehmen. Da kam eine Mensafrau auf ihn zu und fragte: “Sind sie der mit der Ente?” – “Ja!” – “Wir haben sie für sie aufgehoben.” Voller Freude auserwählt zu sein, wartete er strahlend an der Theke, während ihn andere, die das Gespräch verfolgt hatten voller Neid ansahen. Der Chef persönlich brachte das Essen auf einem Tablett. Er bat ihn aber mitzukommen. Mein Mitbewohner folgte ihm in die riesigen Mensakatakomben, bis sie einen kleinen raum mit einem Tisch und einem Stuhl erreicht hatten. Der Mensachef sagte: “Sie müssen nun hier essen. Denken sie ich kann sie wieder raus lassen – die Ente gibt es schon seit einer halben Stunde nicht mehr.” Nach langem argumentieren gelang es meinem Mitbewohner doch, das Herz des Küchenchefs, mit der Geschichte seiner Freundin zu erweichen, die auch ein Stück Ente essen wollte und draußen auf ihn wartete. Der Mensachef ließ ihn gehen.
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