Es gibt scheinbar Zeiten des Zusammenkommens und Zeiten der Trennung. In meinem Umfeld ist gerade Zeit der Trennung. Wie in einem Live-Ticker bei Spiegel Online kommen täglich neue überraschende Nachrichten über Paare heraus, die sich trennen wollen oder auch schon getrennt haben. Das wirft doch die Frage auf: Wie kommt es zu dieser erstaunlichen Häufung? Ist Trennung vielleicht ansteckend? Gibt es eine unerkannte Trennungsepidemie?
Der einzige mir bekannte Fall, in dem es eine solche offensichtliche Ansteckung gab, war der von zwei Freundinnen, die beide jeweils zwei Kinder und einen Mann hatten. Eine der beiden war latent unzufrieden und sprach mit ihrer Freundin häufig darüber. Die Freundin stellte dann immer öfter fest, dass ihre Beziehung ähnlich „schlecht“ war und dass ihr ähnliche Dinge fehlten. Die Freundin geriet auch in eine Beziehungskrise. Der Unterschied war nur, dass ihr Mann so nicht leben wollte und sich von ihr trennte. Die ursprünglich Unzufriedene blieb danach sogar noch wesentlich länger mit ihrem Mann zusammen. Heute leben beide von ihren Partnern getrennt.
Das war ein wirklicher Fall von Ansteckung. Vielleicht ist die ungewöhnliche Häufung mit einem Verweis auf eine Grippe-Epidemie zu erklären: Wer schon angeschlagen ist, wird dort auch viel leichter krank werden. Die Freundinnen hatten sich gefunden, gerade weil sie ähnlich unzufrieden waren. Sie hatten eine ähnliche psychische Konstitution und konnten sich deshalb anstecken.
Viele Konflikte schwelen aber auch lange jenseits der Öffentlichkeit. Umso erstaunlicher ist es dann, wenn das Kränkeln einer Beziehung öffentlich wird. Das passiert vielleicht sogar gehäuft und es kommt zu dieser merkwürdigen Epidemie.
Gegen die Trennungsepidemie hilft dann auch (im übertragenen Sinne) Kaltduschen: Man härtet sich ab, indem man sich nicht nur der Harmonie (des warmen Wassers) hingibt, sondern auch das Gefährliche und Abschreckende (des kalten Wassers) sucht. Und natürlich auch, indem man viel Vitamin C zu sich nimmt: Das Exotische und Besondere (des Obstes) sollte neben dem Alltäglichen und Langweiligen (des Graubrots) seinen Platz finden!
Soweit meine Tipps gegen die Ansteckung! Ich muss jetzt auch erstmal wieder kalt duschen gehen.
Das Verhalten der Anderen führt gelegentlich zur Selbstreflexion und bei manch einem dann zur Erkenntnis, dass etwas mit dem eigenen Leben nicht stimmt. Wenn’s dann die Partnerschaft trifft, ist das natürlich besonders hart. Allerdings können ansich stabile Beziehungen auch durch Trennungen im Umfeld nicht erschüttert werden, während labile Beziehungen durch „erfolgreich“ durchgeführte Trennungen den letzten Initialfunken bekommen könnten. So können Trennungen im Umfeld als Katalysator / quasi als Beziehungsevolutionsfaktor für die überlebensunfähigen Beziehungen dienen.
Das ist ein sehr spannender Gedanke, Klingsor.