Nachdem ich das Gelernte des ersten Kurses bisher noch nicht anzuwenden wagte, poste ich lieber die Erfahrungen, die ich nebenbei mit Blicken gemacht habe:
In meiner zweiten Fahrstunde sollte ich den theoretisch schon bekannten Schulterblick das erste Mal real ausprobieren. Bis ich etwas sah, hatte ich meine Spur schon verloren und war auf dem Weg in den Straßengraben. Der Fahrlehrer griff glücklicherweise noch ein. Ich hatte einfach viel zu lange geschaut.
Diese Gefahr besteht auch beim Schulterblick auf Frauen. Es gibt scheinbar eine tolerierte Dauer des Blicks (wohl etwas weniger als eine halbe Sekunde), jedes Überschreiten wird erkannt und mit Desinteresse sanktioniert. Starren ist hier nicht gemeint, obwohl es den gleichen Effekt hat. Wichtiger als die Dauer scheint mir aber mittlerweile die Qualität: Ich habe festgestellt, dass ich (mindestens) drei verschiedene Blickweisen habe.
1. Der Blick, den man Bekannten zuwirft, zu denen die Beziehung nicht gesprächsreif ist. In den meisten Fällen lächle ich hierbei sogar (was bei beiden anderen Blicken nicht möglich ist, aber eigentlich wünschenswert wäre).
2. Der uninteressierte, forschende Blick. Er schweift über Dinge und Personen und nimmt sie nur als Randerscheinungen wahr. Im besten Fall sind die Personen noch Besonderheiten oder Skurrilitäten – Eruptionen der Wirklichkeit. Dieser Blick schwankt zwischen Desinteresse und forschender Neugier (als ob man fremde Tiere betrachten würde).
3. Der fordernde Blick. Er lastet lange auf Frauen, will durchdringend sein, ist aber meist nur dringend. Er sagt aus: “Ich habe bemerkt, dass du eine Frau bist – Du willst mich doch bestimmt kennenlernen!” Bei ähnlicher Erwiderung drohen Frauen endlose Wiederholungsversuche.
Nach meiner Erfahrung ist der ideale Blick wohl der neugierige Zweite, gepaart mit dem Lächeln (vor dem ich bisher Angst hatte). Es gibt aber auch Sonderformen: Ein Freund erzählte mir neulich, dass ein Mädchen, das er nicht kenne, es genieße von ihm mit musternden (ausziehenden?) Blicken bedacht zu werden. Aber so etwas muss sich wohl langfristig entwickeln. Es ist eine Frage des Austarierens, der Einschätzung des Gegenübers.