Mittlerweile wird in Deutschland auch eine Frucht protegiert, die in die deutsche Früchtezunft noch nicht aufgenommen wurde. Von ihren Verfechtern wird sie liebevoll “batada” genannt, vom deutschen Mittagstischesser nur “Süßkartoffel”.
Das Problem dieser Frucht ist: Sie ist nicht das, was sie zu sein vorgibt. Sie hat ein Identitätsproblem, sie ist ganz offensichtlich ein im Körper einer Kartoffel gefangener Kürbis. Warum aber nennt sie sich Süßkartoffel? Ist es ein perfider Trick, um von den Deutschen schneller ins Herz geschlossen zu werden. Aber Etikettenschwindel hat schon viele Früchte das Leben gekostet. Der getäuschte Kunde wird sie nie wieder anfassen. Vielleicht war sie auch liberalen Marktmechanismen ausgeliefert, einem unsichtbaren Mund, der sie benannte. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass es für Früchte, die sich erst in der deutschen Früchtezunft bewähren müssen, nur vorläufige Namen gibt. Ältere Menschen werden sich noch an das Wort “Erdapfel” für die allseits so beliebte Kartoffel erinnern. Erst als sie einen eigenen Namen hatte, war die Kartoffel wirklich in Deutschland angekommen, vorher war sie eine Gastfrucht auf Durchreise in den Supermarkt-Regalen. Mittlerweile ist die Kartoffel so gut integriert, dass sie schon dafür taugt, Fremdlinge zu benamen. Sie ist ein leuchtendes Sinnbild der großartigen Integrationsfähigkeit unserer Gesellschaft. Anders als beispielsweise in Frankreich, dort ist die Kartoffel immer noch Außenseiter und heißt nur verächtlich “pomme de terre”. Kein Wunder dann, das mit den Banlieues.