Am Wochenende ist Oberbürgermeister-Stichwahl in Jena. Die Wahl fällt mir schwer, weil ich die Mankos beider Kandidaten kenne. Der Eine beherrscht das Soziale, der Andere das Faktische. Der Eine verspricht viel, ohne zu wissen, der Andere verspricht nichts, weil er weiß, dass es nichts zu versprechen gibt. Der Eine ist ein lächelnder Händeschüttler und penetranter Omaknutscher, der Andere ein kalter Stoffhuber, ein realitätsferner Schreibtischregent.
Pardon, aber anhand d i e s e r Argumentation klingt das in meinen Ohren nicht mehr sonderlich unentschieden.
Und btw: Mit „Fakten“ hat Schwind auch nicht viel am Hut. Er kennt sie vielleicht, aber daraus etwas zu m a c h e n konnte er die letzten 6 Jahre schon, doch t a t ers nicht.
Wer hat sich nicht ?ber die ?berall und gleichzeitig existierenden Baustellen in J-Town aufgeregt? Wer hat nicht gerufen: welcher VOLLIDIOT plant mehrere Baustellen gleichzeitig, auf dass der Verkehr komplett zum Erlahmen kommt? Das nur als e i n Beispiel.
Gern ein paar weitere:
B?rgermeister Christoph Schwind hat ein 10-Punkte-Sofortprogramm im Falle seiner Wahl zum OB von Jena vorgelegt. Das klingt gut ? zumindest im ersten Moment. Pr?ft man es genauer, kommt man ins Gr?beln. Braucht Jena ein ?Sofortprogramm??
Oberb?rgermeister Peter R?hlinger hat die Stadt w?hrend seiner Amtszeit gut gef?hrt: Jena ist erfolgreich ? sogar der Economist lobte die Stadt. Dieser Kurs sollte meiner Meinung nach fortgesetzt werden. Aber auf Schwindschem Wege?
Schwinds Sofortprogramm enth?lt zum Beispiel das ohne Zweifel wichtige Ziel, die Arbeitslosigkeit von derzeit 12 Prozent innerhalb von drei Jahren auf 11 Prozent zu senken. Zugegeben: Viele Politiker haben in der Vergangenheit und insbesondere zu Wahlkampfzeiten hier den Mund zu voll genommen – utopische Versprechungen n?tzen niemandem. Aber sollte es nicht das Mindest-Ziel aller Kandidaten sein, wenigstens ein Prozent in drei Jahren auch zu realisieren? Die Mentalit?t des Kleine-Br?tchen-Backens in allen Ehren – wer eine Stadt wie Jena f?hren will, von dem sollte man doch etwas mehr Elan und Energie erwarten d?rfen.
Weitere Schwind-Punkte: die Wirtschaftsf?rderung st?rken, das Stadtmarketing verbessern, eine Multifunktionshalle bauen, die Berufsschule G?schwitz sanieren, den Inselplatz entwickeln? Sind das nicht alles Felder, f?r die Herr Schwind bereits die letzten sechs Jahre zust?ndig war? Auf seinem Zeugnis steht daf?r bis jetzt ein Mangelhaft. Wie gedenkt er, das pl?tzlich zum Positiven ver?ndern zu k?nnen?
Au?erdem strebt er ein einheitliches Platzkosten(Kopfpauschalen)-Geb?hren-Modell f?r die Kitas an. Hat der Stadtrat nicht gerade, auch auf Forderung der Elternvertreter hin, eine Orientierung an den Einkommen beschlossen?
Jena als Modellkommune im Kindertagesst?tten-Bereich – eine gute Idee, doch sind hier OB Peter R?hlinger und Dezernent Albrecht Schr?ter ?ber das Lokale B?ndnis f?r Familien l?ngst auf dem richtigen Weg.
Begr??ungsgeld f?r Neugeborene – auch eine gute Idee. Aber bitte das Geld daf?r nicht von der Infrastrukturpauschale des Landes abzweigen, denn das Geld ist eben f?r die Infrastruktur gedacht. Damit w?ren wir auch schon bei der Finanzierung: h?heres Steueraufkommen bei gleichzeitigem Senken der Steuers?tze klingt nun sehr nach Alles-Jedem-Versprechen. Schlie?lich wird auch der neue OB in solch wichtigen Fragen den Stadtrat fragen m?ssen, und der steht bekanntlich jetzt nicht zur Wahl. Geld f?r vage Versprechen kann auch ein OB nicht drucken – oder Ausgabeposten „verschwinden“ lassen.
Vielleicht sollte man mal unter der Oberfl?che „Omaknutscher“ (wie auch immer Du darauf kommen magst) Dir deine so wichtigen FAKTEN ansehen. Dann f?llt Dir die Entscheidung sicher leichter.
Rum wie num – Hauptsache, Du gehst ?berhaupt w?hlen.
Sorry, es ging hier nicht um eine Analyse des Wahlprogramms, die du ja auch nur einseitig vornimmst. Es ging um die merkw?rdige Wahl zwischen zwei grundverschiedenen F?hrungsstilen.
Falls der Faktenmann da besser weggekommen sein sollte, bitte ich das zu entschuldigen. Beide sollten gleich schlecht r?berkommen.