Manchmal hört man durch den Grundton des Alltags das schallende Lachen des Lebens. Es ist ein schreckliches Lachen, das Lachen eines Kindes, das sich freut, dass wieder einmal jemand in seine Falle gegangen ist. Kein Hollywoodregisseur könnte die Brutalität dieses Momentes so passgenau ausgestalten.
Szene: Eine Feier in einer alten Bahnhofshalle. Diverse Bühnen und Tribünen sind aufgebaut, verschiedene Künstler treten nacheinander auf.
Vorgeschichte: Mit einem Freund setze ich mich auf eine Tribüne, wir lassen das erste Konzert entspannt vorbeistreichen. Weil ich meine Regenjacke nicht die ganze Zeit tragen will, lege ich sie dort ab, auf die höchste Stufe.
Wie ich es bereits geahnt hatte, war sie auch da. Das Mädchen, das diesen Blog schon von Anfang an (wie eine Blutspur) durchzieht. Aktuelle Situation: Ich hatte sie zum Autoscooter eingeladen, sie hatte sich nicht gemeldet. Heute blickte ich ein wenig traurig auf den wieder zugeparkten ehemaligen Rummelplatz. Sie hat einen Freund, das wußte ich. Es war eine sogenannte Haßliebe. Sie sagte, sie könne nicht ohne ihn, aber auch nicht mit ihm.
An diesem Abend war sie aber mit jemand anderem da. Ich kannte ihn ganz gut. Sie lief mehrfach an mir vorbei, ohne dass ich wußte, ob sie mich gesehen hatte. Dann sahen wir uns, ich wollte nicht auf sie zugehen (siehe Vorgeschichte) und lief achselzuckend vorbei. Leider setzte sie sich nun aber auf die Tribüne, auf der wir zu Anfang gesessen hatten – direkt auf meine Jacke. Liebenswürdigerweise kam dann ihre Begleitung und es wurde offenbar, dass sie doch ohne ihren Freund leben konnte. Das war zunächst schwer zu verkraften.
Dann aber wollte ich betont gelassen meine Jacke entfernen. Ich zog sie, ohne sie wirklich zu beachten, hervor und “glücklicherweise” stand darunter direkt ein Glas, dass ich mit der Bewegung mitzog. Es zersplitterte auf dem Boden. Wenn ich einen Abgang gewollt hatte, dann entweder cool oder unbemerkt – beides war jetzt utopisch. Alles sah mich an. Ihr neuer Freund sah mich an und sagte, da gebe es aber Pfand drauf, da müsse ich ihm nun einen Euro geben. Ich war kurz davor zu sagen: “Ne lass mal, da sind wir ja quitt.” Dann aber lachte er und streckte mir seine Hand entgegen, die ich abklatschen sollte. Welch ein grandioser Moment: Ich mache High-Five mit dem neuen Freund des Mädchens, in das ich lange, viel zu lange, verliebt war, der ich tausend schöne Geschenke gemacht hatte, an die ich fast jeden Tag gedacht hatte und dann traurig darüber war, dass sie sich für ihren (damaligen) Freund entschieden hatte. Unter der Hand, ohne offizielle Ausschreibung war die Stelle neu vergeben worden. Und dann an einen stadtbekannten Aufreißer. Wie gut, das so zu erfahren. Es war demütigend, aber in einer Intensität, die schon wieder so ins Skurrile abdriftete, dass ich es nicht mehr wirklich fassen konnte. Als ob das Gehirn implodiert, aber das Zwerchfell herzhaft dazu lacht.
An dieser Stelle möchte ich allen Beteiligten danken, die an dieser wunderbaren Szene mitgewirkt haben, allen und im Besonderen ihr, die ihren Part genau auf diesen einen Moment seit einem Jahr hingespielt hat. Das war mal eine gut vorbereitete Punchline.
Ich blieb dann noch etwas, weil ich glaubte und hoffte, dass es irgendwann einen Zeitpunkt geben musste, an dem es doch wieder aufwärts gehen musste, sich irgendetwas änderte. Den gab es nicht.
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