Mich wundert, dass manche Leute, nicht wissen, was sie sagen. Ihre Worte nicht wählen, sondern herausplauzen, als wären sie leer. Wahrscheinlich sind sie das auch. Aber wenn sie ankommen, füllen sie sich trotzdessen im Ohr des Anderen.
Ein Beispiel, eine Abschiedsfeier. Es begann schon schlecht und es endete noch schlechter. Ich komme an: Ein C-Bekannter begrüßt mich mit den Worten “Was ist denn mit dir passiert, das sieht ja Scheisse aus.” Er meint meine Frisur. Ich versuche es ironisch zu drehen, mache noch einen Witz – er wiederholt dasselbe nochmal. Danke.
Ein wenig später, ich treffe eine alte Freundin. Sie sagt, sie kenne gar niemanden hier. Es stehen zufälligerweise viele Leute herum, die ich kenne. Ich stelle sie ihr mit Namen vor. Nur ein Mädchen kann ich nicht zuordnen. Plötzlich fällt es mir wieder ein – sie war die Schwester eines Bekannten. Erfreut über meine Gedächtnisleistung stelle ich auch sie vor. Da sagt sie: “Wir kennen uns. Ich habe dich mal auf einer Party kennen und hassen gelernt.”
Schweigen. Sie beginnt sich zu entschuldigen: “Tut mir leid – ach stimmt nicht, es tut mir nicht leid.” Ich gehe.
Ein wenig später treffe ich andere Leute, die ebenjene Geschichte schon gehört haben. Sie hatte sie brühwarm weiter erzählt, als wäre es eine besondere Leistung gewesen, etwas Großartiges mir das zu sagen. Sie hatte noch erklärend ergänzt: “Der erzählt nur Scheiße.”
Das Schlimmste und Schönste daran: Ich erinnere mich an sie überhaupt nicht. Gerade das ist es aber, was mir ein mulmiges Gefühl bereitet: Unbegründeter, weil unbekannter Hass.
das hat sie nur gesagt, um den satz einmal in ihrem leben zu sagen. das hat bestimmt nichts mit dir zutun, sondern ist ein typisches ergebnis willenlosen fernsehkonsums und des kritiklosen auf-sich-ziehen von dort geschauten (gern serienamerikanischen dumpfen) verhaltensweisen. insgesamt bin ich auch der meinung, da? solche platten individuen nicht zu gef?hlen wie hass f?hig sind. dazu m??ten sie sich erstmal selbst f?hlen. da? dieses gef?hlsdefizit in diesem fallgegeben ist, erkennt man daran, da? sie anderen erz?hlt hat, was sie zu dir gesagt hat. durch ihre eigene erz?hlung ihres eigenen handelns im sinne einer wiederholung der handlung und damit einer lebensbest?tigung ihrer selbst mu? sie sich ihrer selbst versichern. da sie publikum und akteur in einer person ist (also auch noch gespaltene pers?nlichkeit) konnte sie nicht mal die rezeption ihres satzes dem externen publikum ?berlassen. schlappe schlampe.