Manchmal sagt man etwas über andere und spürt in demselben Moment ein flaues Gefühl im Magen, weil man ahnt, dass es genauso gut auf einen selbst zutreffen könnte. “Er ist so viel und sieht sich dennoch nicht.” Oder man sieht ein Theaterstück und wird selbst und in seinen Beziehungen zu anderen in dessen Zeilen gespiegelt. (Erstaunlich daran ist eigentlich, dass das heutzutage noch möglich ist, aber es basiert ja auf einem alten Roman.) Hermine zu Harry: “Seit einer halben Stunde weiß ich, dass du Harry heißt. Ich weiß es, weil ich dich gefragt habe. Du aber willst nicht wissen, wie ich heiße.”

P.S.
Das traurige an solchen Spiegelungen ist allerdings, dass sie immer auch die Situation selbst verdecken. Aber vielleicht ist die Welt auch ein halbdurchlässiger Spiegel. Es gibt Menschen, die blicken nur aus einem bestimmten Winkel und sehen immer nur sich selbst, entweder um sich weiter herauszuputzen (Egozentriker) oder aus der Angst, nicht schön zu sein (verkappte Egozentriker). Andere blicken unbedarft durch das Glas und sehen die Welt unverstellt, ganz natürlich, ohne Meta. Vielleicht sollte man irgendwann lernen zwischen beiden Blicken wechseln zu können. Der erste ist vermutlich der tiefere, der zweite ist der glücklichere.