Gestern abend nach seiner Lesung brachte der Textspeier sein und auch mein Problem mit der Blogosphäre auf den Punkt: Das ganze basiert in seinen Grundfesten nicht auf Inhalten, sondern auf Verlinkung. Die Blogosphäre ist ein selbstreferentieller Zirkus, der nur in den seltensten Fällen Kunststücke produziert. Er funktioniert wie der beste Blondinenwitz aller Zeiten, er ist ein ewiges Weiterreichen von den wenigen Inhalten, die man produziert.
Am meisten irritiert mich dabei immer die Trackback-Funktion. Wenn ein großes Blog etwas schreibt, wird der Eintrag nicht kommentiert, sondern es wird im eigenen Blog darauf verwiesen, dass X einen Beitrag dazu verfasst hat. Will man nicht mehr miteinander kommunizieren? Wollen diese Leute nur Leser auf ihre Seiten locken? Ist diese Methode dafür geeignet? Ist es nur eine Form des Ankörperns, wie meine Mitbewohnerin es so schön nennt, eine Hommage an den Schreiber? Oder ist es nur ein neutraler Hinweis? Soll es einen informativen Schneeballeffekt auslösen? Wird es damit nicht zu einem selbstreferentiellen Lesezahlensteigerungssystem? Gibt es um jeden großen Blog ein System aus Adepten und Zulinkern, die die Leserzahlen in unregelmäßigen Abständen extra steigern? Ich bevorzuge es jedenfalls, direkt zu antworten. Das zollt dem Autor den nötigen Respekt und führt auch Leser auf meine Seite.
Ich finde es auch extrem sinnlos, seine Artikel mit Links zu überspicken. Wenn jedes Wort ein Link ist und eine Geschichte nur noch anhand der eingesetzten Links verstanden werden kann, vergeht mir jede Lust am Lesen. Sicherlich will man nicht immer alles neu erzählen, aber ein wenig mehr “Echtzeit-Lesbarkeit” würde vielen Blogs gut tun.
Ich bin wahrscheinlich einfach nicht web-2.0-fähig.
Deine Argumentation hat sicherlich ihre Berechtigung, auch wenn ich sie nicht in vollem Umfang teile. F?r ‚mein‘ Blog habe ich trotzdem einige Prinzipien aufgetellt, die sich mit deinen Forderungen ein wenig decken: ich bin kein Metablogger, das hei?t ich schreibe nicht einen Artikel in dem nur steht, das jemand anderes etwas geschrieben hat. Ein Artikel von mir mu? immer mindestens neue Information hinzuf?gen oder eine pers?nliche Meinung ausdr?cken, oder eine gr??ere Zahl Informationen von anderen Artikeln sammeln, zusammenfassen und bewerten. Wenn jeder so denkt, schreibt er auch mal Kommentare und verlinkt nicht nur.
Die Selbstreferentiali?t ist anzuzweifeln. Vielmehr erscheint alles doch eher als ein riesiges Verweissystem ? la Derrida, was das Ganze der Greifbarkeit entzieht, die bei Selbstreferentialit?t durchaus m?glich w?re.