Dies ist ein Minderheitenvotum. Der Film „Once“ ist belanglos, banal und kalt. Es ist mir ein Rätsel, was die Jubelkritiker darin sehen. Dazu fünf Anmerkungen:
1. Das Ruckeln der Kamera verkündet mit großer Penetranz: Das alles ist authentisch! Es suggeriert, wir befinden uns direkt auf der Straße, im Nahkontakt mit den Menschen. Wahnsinn! Aber das Wackeln der Kamera ist kein natürliches Ruckeln einer Handkamera, es wirkt in seinem Rhythmus wie computerprogrammiert. Wenn man ein solches Wackeln als Mittel hätte einsetzen wollen, dann hätte man es in einigen Szenen einfach weglassen sollen. Wir befinden uns schließlich in der Nachdogma-Zeit! So ist das automatisierte Kameraschwanken einfach nur anstrengend und überflüssig.
2. Die weibliche Hauptperson ist die kälteste, verkrampfteste und anstrengendste Person, die ich seit langem im Kino gesehen habe. Sie läuft und spricht wie ein Stock zwischen den Beinen. Sie ist penetrant und aufdringlich. Sie kommuniziert mit Sätzen wie: „Erzähl mir etwas über deine Mutter.“
3. Es ist ein Film über Menschen, die ihre Gefühle nur in ihrer Musik ausdrücken können. Denn ansonsten ist der Film so emotionslos wie seine Hauptdarstellerin. Vielleicht ist es daher gerade gut, dass so oft gesungen wird – sonst würde man möglicherweise im Kino erfrieren. Die Schauspieler (sind es welche?) spielen auch nicht, sie bleiben ohne Facetten, ohne Tiefe. – zumindest zeigen sie sich nie, außer in ihrer Musik. Die Musik des Films ist daher an vielen Stellen auch beeindruckend gut. Besonders er ist in diesen Momenten extrem ausdrucksstark. Selbst sie wirkt durch ihr Lied emotional, das sie auf ihrer einsamen Wanderung durch die nächtliche Stadt singt. Die Szene erinnert allerdings sehr stark an „Unfinished Sympathy“ von Massive Attack.
4. Viele Szenen triefen so vor Banalität, dass man sie lange auswringen müsste, um zu ihrem poetischen Kern zu kommen. Dass der Film in nur 14 Tagen gedreht wurde, merkt man deutlich. Er hat auch nur die Tiefe eines 14-Tage-Films. Besonders am Ende des Films, bei den Szenen im Studio. Es ist als hätte man den Schauspielern zugerufen: Improvisiert doch mal „Spaß im Studio“: Was rauskommt ist genau das, was jeder durchschnittlich begabte Mensch sich unter Spaß im Studio vorstellt: Lachen, viele Menschen, großes Durcheinander. Improvisiert doch mal „emotionalen Abschied“: Was rauskommt, ist das, was sich jeder durchschnittlich begabte Mensch unter emotionalem Abschied vorgestellt hätte: traurige Autofahrt, dann das große romantische Urbild am Meer voller Freiheit und Weite. Ach! Der Film zeigt nichts, was man nicht irgendwo schon einmal gesehen hätte.
5. Die Grundidee des Films mag sehr schön sein: Eine Liebesgeschichte zu zeigen, die sich nur zwischen den Zeilen abspielt, die nichts von all den gewohnten hollywoodesken Liebesversatzstücken auffährt, die dennoch die unmögliche Liebe zwischen zwei liebenswürdig normalen Menschen zeigt. Doch der herausgekomme Film ist belanglos. Er ruckelt so vorbei. Und am Ende kann man sich die Frage leicht beantworten, wie oft man diesen Film sich anschauen sollte: Once!
Feiner Verri?, Klingshor. Gut gemacht.
Once ist ein gro?er Kandidat f?r den Banalit?tsoskar. Meine Vermutung nach dem Film war, da? es sich um eine neue Form des Musikercastens handeln k?nnte. Der n?chste in dieser Reihe k?nnte „Meer is nich“ sein.