Theorien

Kommunikative Feigheit

Es gibt keine Reaktion, die schlimmer ist als keine Reaktion. Lange habe ich mit dieser Erkenntnis gehadert, weil ich auf irgendeiner theoretischen Ebene gemeint hatte, negative Reaktionen seien doch weitaus schlimmer. Aber dazu kommt es ja nie! Bei den meisten Menschen gibt es nur positive Reaktionen, dann vielleicht noch ein paar neutrale, aber danach nichts mehr – die Antwort-Skala endet vor dem Negativen. Lieber gar nicht antworten.
Aber was ist das denn für ein Verhalten? Menschen komplett im Unklaren zu lassen? Diese elendige Feigheit! Dieses bescheuerte Unsichersein! Verdammt, wenn man unsicher ist, wenn man Angst hat mit einer negativen Antwort, jemandem […]

2018-05-08T21:42:54+02:0020. Februar, 2011|…über die Liebe|8 Kommentare

Kennenlernspiele: Entzug oder Belagerung?

Es gibt beim Kennenlernen und Flirten mindestens zwei verschiedene Ansätze, die sich gegenseitig komplett ausschließen: Das Entziehen und die Belagerung.
Das Erste kenne ich gut. Das ist es, was in Flirtbüchern sehr gerne beschrieben wird unter dem Motto „Sich interessant machen“. Man darf sich in dieser Sichtweise dem anderen nicht gleich in all seinen Gefühlen offenbaren, sondern bleibt ambivalent und entzieht sich regelmäßig. Das beweist dann, dass man ein eigenes Leben hat und nicht von der Zuneigung des Anderen abhängig ist. Und es signalisiert auch: Ich lasse dir deine Freiheit! In der positivsten Variante lautet der Spruch hierzu: Wenn du mich […]

2018-06-07T20:34:53+02:0022. Januar, 2011|…über die Liebe|1 Kommentar

Über Optimismus- und Klarheitsjunkies

Es gibt zwei Menschentypen, die ich in Gesprächen nicht mag: Die Optimismus- und die Klarheitsjunkies.

Der erste Typus leugnet die negativen Seiten des Lebens, all die dunklen Gedanken und Gefühle. Für ihn ist es wichtig, dass man positiv voran schaut, denn jede Krise ist ja auch eine Chance. Die Krise wird daher nicht in ihrem jetzigen Status als Gegenwart gesehen, sondern immer schon aus einer positiv verlaufenen Zukunft heraus beurteilt. Dieser Typus basiert meinen Erfahrungen nach entweder auf einer schrecklichen Kindheit, aus der es nur den Ausweg des Positivübermalens gab – das Kind spielt dann den Sonnenschein der Familie, oder es […]

2018-06-07T20:36:14+02:004. Oktober, 2010|…über die Menschen|3 Kommentare

Die schlimmsten Fehlinterpretationen

Neulich habe ich mit einem Freund über die folgenreichsten Fehlinterpretationen im zwischenmenschlichen Bereich gesprochen: Die Kränkung des Selbst oder die Angst vor dem Alleinsein als das Wollen einer Beziehung misszudeuten.

1. Kränkung des Selbst als Wollen des Anderen missdeuten. Die Zurückweisung einer Frau, die man zuvor nicht oder nur halb wollte, wird statt als Kränkung des Selbst als ein eigentliches Wollen der anderen Person verstanden. Daraus sind schon sehr viele, sehr schmerzhafte Beziehungen entstanden.
Ein Beispiel aus meiner näheren Umgebung: Ein Freund war sich nicht sicher, ob er eine Beziehung mit einer Frau wollte. Das Ganze zog sich bereits fast ein halbes […]

2018-06-07T20:42:16+02:0020. Juni, 2010|…über die Liebe|1 Kommentar

Über die Mach-Menschen

Es gibt Menschen, die haben Angst davor, allein zu sein und nichts zu tun. Sie beschäftigen sich dann unablässig, rennen von einem Termin zum nächsten, müssen zwischendurch noch schnell das erledigen, weil sie dann schon wieder… Kurzum: Sie dröhnen sich mit Tätigkeiten zu, auf dass sie ihre innere Leere nicht mehr spüren. Für die Beschreibung dieser Menschen habe ich heute ein passendes Maß entdeckt. Es ist aus der Physik entlehnt und ein dimensionsloses Geschwindigkeitsmaß: Die Mach-Zahl. Je mehr sich Menschen mit Tätigkeiten und Terminen zudröhnen, desto höher ist ihre Mach-Geschwindigkeit. Mach 4 beispielsweise steht symbolisch für einen sehr hohen Wert […]

2018-06-07T20:46:31+02:0025. Mai, 2010|…über die Menschen|2 Kommentare

Auf der Suche nach der Nulllinie

Warum kann die Vergangenheit nicht einfach nur sein, einfach nur feststehen? Warum muss sie sich immer wieder aufschwingen und sich mit vollem Herzen an den Interpretationen der Gegenwart beteiligen?
Sollte letzten Endes der wehleidige Spruch, für den ich „Magnolia“ immer gehasst habe, doch stimmen? „We may be through with the past, but the past ain’t through with us.“ Wahrscheinlich gilt er zumindest für ältere Menschen, bei denen die vergangene Erlebnisse unbewusst in den Kopf schießen. Vielleicht sind sie aber gerade deshalb der Vergangenheit so ausgeliefert, weil es, allen neurophysiologischen Notwendigkeitspostulaten zum Trotz, keine gelebte und soziale Gegenwart mehr gibt, die ihnen […]

2018-06-07T20:47:20+02:008. Mai, 2010|…über den Rest|5 Kommentare
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